Wie lief die Tour?
Do:
Gegen Nachmittag bin ich mit der Bahn in Visp angekommen, wo ich bereits erwartet wurde. Mit dem Auto ging es weiter nach Zinal. Das Tageslicht reichte noch für einen Aufstieg zur Alpe auf 2050 m Höhe, wo wir unser Zelt aufschlugen. Da es Thomas beim Aufstieg nicht sehr gut ging und er schon absehen konnte, dass er krank werden würde, drehte er um und verbrachte drei Nächte im Auto.
Fr:
Wir machten uns an einen Aufstieg über den Sommerweg zur Cabane de Tracuit. Solange wir die Schneeschuhe tragen konnten, kamen wir einigermaßen gut voran. Sobald es jedoch zu steil wurde und wir zu Steigeisen wechseln mussten, bereitete der Schnee uns große Mühe. Letztlich erreichten wir nach 12 h die Hütte in einer Höhe von 3256 m. Völlig erschöpft nahmen wir uns ein Zimmer.
Sa:
Wir standen recht spät auf. Es war sehr Nebelig und schneite ganz leicht. Da wir aber befürchteten, dass das Wetter am nächsten Tag noch schlimmer sein könnte und mein Partner nur das Wochenende lang Zeit hatte, bereiteten wir uns auf einen Besteigungsversuch vor. Als wir um 10:00 Uhr vor die Tür traten fragte uns die Wirtin, ob wir auf das Bishorn wollen würden. Nicht ganz ehrlich erwiderten wir, dass wir lediglich zum Gletscher wollen und gedenken den Besteigungsversuch voraussichtlich auf den Folgetag zu verschieben. Wir waren uns zu diesem Zeitpunkt darüber im Klaren, dass wir einerseits auf den Gipfel wollten und es andererseits nicht die klügste Idee sein würde, so spät noch einen Versuch zu starten. Dieses Gespräch in Verbindung mit unserem Ehrgeiz führte später noch zu argen Problemen.
Wir gingen also zum Gletscher, die Schneeverhältnisse waren gut und wir kamen voran. Wir stoppten nicht einmal um uns zu fragen, ob wir wirklich weiter gehen sollten. Wir gingen einfach. Und wir stiegen höher und höher. Bis der Gipel erreichbar schien. Um die zehn Mal gab die Schneedecke unter mir nach. Gletscherspalten taten sich auf. Gelegendlich musste ich ein Stück heraus gezogen werden. Aber nichts Ernstes. Das Wetter wurde schlechter, doch die Motivation den Gipfel zu erreichen wurde überproportional stärker. Am Gipel angekommen setzte ein Schneesturm ein. Wir sahen fast nichts, sicherten uns mit einer Eisschraube unterm letzten Gipfelaufschwung und mit einem T-Anker auf dem Gipfel. Geschafft!
Zumindest die Hälfte. Der Schneesturm wurde immer stärker und wir mussten nach unten. Unsere Ausrüstung erlaubte uns kein Abwarten. Mit Kletterausrüstung, einer warmen Jacke und einer Flasche Wasser wären wir wohl kaum durch diese Nacht gekommen. Also los. Grob der Linie auf dem GPS Gerät hinterher und bergab ins weiße Nichts. Komunikationsversuche um der Hüttenmannschaft unsere Position mitzuteilen schlugen fehl. Kein Entfang. Erst recht nicht bei diesem Wetter. Auf dem Turtmann Gletscher angekommen hieß es, jetzt nur noch durchhalten. Als wir die Hütte endlich sehen konnten, sahen wir das Licht von Taschenlampen. Wir hörten sogar Leute rufen. Sie lotsten uns zur Hütte und erwarteten uns mit Decken und heißem Tee. Erfreut über unsere Rückkehr und darüber, dass wir die Decken nicht brauchten, waren sie doch erzürnt. Hatten wir doch ganze 14 h zuvor gesagt, wir würden nur bis zum Gletscher gehen. Die Bergwacht, die gerade dabei war einen Rettungseinsatz für den Folgetag zu planen, wurde abbestellt und wir blieben eine weitere Nacht auf der Hütte.
So:
Strahlend blauer Himmel, windstill und klare Sicht. Hätten wir das geahnt. Für den Abstieg riet uns die Wirtin vom Sommerweg ab. Gerade, da es am Vortag und in der Nacht einiges an Neuschnee gegeben hatte. Der längere Winterweg über das Col de Milon runter nach Zinal sei deutlich sicherer. Wir folgten ihrem Rat und den Skispuren einiger Tourengeher, denen wir am Col de Tracuit hinter der Hütte begegneten. In Zinal angekommen trafen wir Thomas, der das Auto gehütet hatte und der sich mit meinem Partner über Nacht auf den Rückweg nach Hessen machte.
Ich selbst hatte noch drei Tage Zeit und machte mich auf den Weg nach Sierre. Nicht aber, ohne mir beim Coop zuvor ein Brot, eine Wurst und ein Bier zu kaufen. Es gab schließlich eine Tour zu feiern. 12 h Zustieg, 14 h Gipfeltag und 10 h Abstieg bis zu einer kleinen Kapelle ein Stück talabwärts. Darauf prost!
Mo, Di u Mi:
Jetzt hatte ich Zeit. Endlich. Ich wanderte am Fluss entlang immer Tal abwärts, besichtigte die Ruinen in Fang, schaute mir einen über 100 Jahre alten Köhlerofen an und genoss die Natur. Ein Bad im Fluss durfte da natürlich nicht fehlen, auch wenn ich danach eine halbe Stunde lang im Zelt saß und meine Füße aufzutauen versuchte. Jetzt hatte ich die Wahl. Noch eine weitere Nacht auf dem Weg nach Sierre verbringen, oder rein in die Stadt und was richtig gutes zu Essen kaufen. Nachdem ich satt war und es Abend wurde, setzte ich mich auf den Bahnsteig. Ganze 16 h später fuhr dann auch mein Zug. Wie unendlich gut ist es doch warm und trocken sitzen zu können.